Was tun mit der Angst davor, Demokratie, Freiheit und Frieden zu verlieren an jene, die sich in Hass und Wut vereinen?

Stolperstein für Theo Hespers vor seinem Geburtshaus in Mönchengladbach. (Bild: Klaus-Dieter Machynia, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons)

Vielfach wird behauptet, dass die Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus mittlerweile „ausgeforscht“ sei. Bücher wie „Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich“, von der Journalistin Nora Hespers zeigen jedoch, dass es auch heute immer noch spannende Geschichten zu entdecken gibt. Nora Hespers ist die Enkelin von Theo Hespers (*1903 in Mönchengladbach, hingerichtet am 9. September 1943), der als politisch und religiös motivierter Widerstandskämpfer von den Niederlanden aus eine Zeitschrift mit dem Namen „Kameradschaft“ herausgab sowie an der Beschaffung militärischer Nachrichten für den britischen Geheimdienst beteiligt war.

Weiterlesen

Vernetztes Leben und Denken

Ausschnitt aus der astronomischen Uhr in der Lübecker Marienkirche

Wir navigieren mit Hilfe eines Sextanten durch die unbekannten Grenzgebiete des sozialen Universums, das sich aus bestehenden Beziehungen zusammensetzt – fast jeder neue Mensch, dem wir begegnen, ist über mehrere Ecken mit jemandem verbunden, den wir bereits kennen. Doch ab und zu passieren völlig unvorhergesehene Dinge, um uns daran zu erinnern, dass all unsere Entscheidungen und Versuche, die Welt zu kontrollieren, letztlich reine Illusion sind, denn tatsächlich wird die Welt vom Zufall beherrscht.

Maria Popova: Findungen, Diogenes Verlag, Zürich 2020, S. 296

Maria Popova (Gründerin von https://www.brainpickings.org/) erzählt in ihrem Buch „Findungen“ die Lebensgeschichten von Menschen, die mehr als vier Jahrhunderte in Wissenschaft, Kultur und Kunst Außerordentliches geleistet haben.

Weiterlesen

Knigge für Zeitreisende

Ein Menschheitstraum – Reisen in der Zeit

Einmal die Dinosaurier beobachten oder nachschauen, was die eigenen Nachfahren so auf die Beine stellen – wer hat sich nicht schon einmal vorgestellt, mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen? Das ist sicher nicht nur für Historiker*innen eine reizvolle Vorstellung. Aber so richtig konsequent zu Ende gedacht hat das wohl bislang kaum jemand – bis vor kurzem zumindest. Wer immer schon mal die ultimativen Praxistipp für ein Zeltwochenende in Stonehenge wollte, um zuzuschauen, wie das mit den Steinen tatsächlich funktioniert hat oder wer wissen will, wie es sich anfühlte, in der DDR in der Schlange vor einem Kaufhaus zu stehen, ohne zu wissen was es gibt und ob noch etwas da ist, wenn man dran ist, der ist mit dem „Handbuch für Zeitreisende. Von den Dinosauriern bis zum Fall der Mauer“ von Kathrin Passig und Aleks Scholz gut bedient.

Weiterlesen

Die scheinbar heile Nachkriegswelt als Theater

Faszination Puppenspiel

Ein Roman über die Augsburger Puppenkiste, eingebettet in eine märchenhafte Handlung, die ein wenig an „Alice im Wunderland“ oder Michael Endes „Unendliche Geschichte“ erinnert. Dazu Versatzstücke aus Saint-Exupérys „Kleinen Prinzen“ – Thomas Hettche hat sich mit seinem Roman „Herzfaden“ in eine Welt begeben, die er mit märchenhaften Mitteln erzählt. Dem Kindheitsmythos Augsburger Puppenkiste und deren Begründern Walter und Hannelore „Hatü“ Oehmichen setzt Hettche ein bemerkenswertes literarisches Denkmal. Zugleich gelingt es ihm, in großer atmosphärischer Dichte von der Nachkriegs-Bundesrepublik und ihrer Prägung durch die Herrschaft der Nationalsozialisten zu erzählen.

Weiterlesen

Wald-Erkundung

Ein Spaziergang im Wald – Reise in eine andere Welt

Wolfgang Büscher gilt als Reiseschriftsteller. In seinem neuen Buch, das den Titel „Heimkehr“ trägt, reist Büscher in den Wald, in dessen Nähe er aufgewachsen ist. Der liegt in Nordhessen, im Waldecker Land. Wer sich hier ein wenig auskennt, erkennt in Büschers Beschreibungen manches wieder: Die barocke Residenzstadt Bad Arolsen, die fürstliche Familie und auch einige der anderen kleinen Orte und Dörfer im Umkreis. Aber Büscher geht es weniger um eine Beschreibung der Umgebung, sondern um eine Reise ins Innere – ins Innere der Erinnerung, der Seele und tatsächlich in das Innere des Waldes.

Weiterlesen

Sterben mitten im prallen Leben

Ein wichtiger Handlungsort in Sebastian Stuertz‘ Debütroman „Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist der Wald

Ja, was hat Sebastian Stuertz da eigentlich geschrieben? Einen Kriminalroman? Eine Coming-of-Age-Geschichte? Eine Familiengeschichte? Eine rührselige Romanze über den Wert des Lebens und der Liebe? Eine skurrile Geschichte mit schrägem Personal? Ein Künstlerroman? Eine Liebesgeschichte? So richtig kann ich mich da auch nach der Lektüre der gut 700 Seiten dieses Romans – erstaunlicherweise ein Debütroman – der von der optischen Aufmachung stark an ein Buch für junge Erwachsene erinnert, nicht festlegen.

Weiterlesen

Wiedergelesen und weiterverarbeitet

Bad Hersfeld liest ein Buch – eine tolle Idee: In jedem Jahr sucht eine Jury aus Vorschlägen von Bürgern ein Buch aus, zu dem es eine Veranstaltungsreihe gibt. In Bad Hersfeld wurde diese Idee, die eigentlich ihren Ursprung in den USA hat, seit 2002 in jedem Jahr mit ganz unterschiedlichen Büchern umgesetzt. Im Reformationsjubiläumsjahr 2017 war es erstmals kein Roman, sondern das Buch der Bücher, die Bibel.

Weiterlesen

Menschen, die sich besser nie begegnet wären

Liebe oder Symbiose?

Emotionaler Missbrauch ist das große Thema von Katya Apekinas Buch „Je tiefer das Wasser“. Es erzählt die Geschichte der beiden Schwestern Edie und Mae, die nach dem Selbstmordversuch ihrer psychisch labilen Mutter zu ihrem Vater nach New York geschickt werden, einem Kult-Schriftsteller, der seine Familie früh verlassen hat und den seine Töchter nie richtig kennen gelernt haben.

Weiterlesen

Von Schuld und Gewissen

Romanik_Botanik_komp2

Den Namen der Autorin Janet Lewis hatte ich vorher noch nie gehört. Erst in einer kürzlich gehörten Radio-Rezension zu ihrem jüngst erstmals auf Deutsch veröffentlichten Buch „Der Mann, der seinem Gewissen folgte“ ist mir ihr Name erstmals untergekommen. Dabei sind ihre Bücher keineswegs neu: Janet Lewis wurde 1899 in Chicago geboren und starb 1998 in Kalifornien. Früh begann sie Gedichte zu veröffentlichen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Dichter Yvor Winters, war sie zeitlebens politisch aktiv. Lewis war eine vehemente Kriegsgegnerin, sie engagierte sich in pazifistischen Aktionen und setzte sich nachdrücklich für die Rechte der Indianer und der Schwarzen ein.

In „Der Mann, der seinem Gewissen folgte“ führt die Autorin ihre Leserinnen und Leser nach Jütland, in das Jahr 1625. Sie greift einen historischen Kriminalfall auf. Ihr Roman zeichnet sich durch eine große Ruhe aus, er ist atmosphärisch sehr dicht und der Autorin gelingt trotz des von Beginn an absehbaren Endes, ein meisterhafter Spannungsbogen.

Weiterlesen

Vom tiefsten Grund des Meeres zurück ins Licht

Lange konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich wieder Blogbeiträge schreiben wollte. Jetzt habe ich mich dafür entschieden, es doch wieder zu versuchen – zumindest fühle ich wieder einen Anflug von Lust dazu. Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass die Corona-Zwangspause mir innere Freiräume eröffnet. So richtig fühlt es sich noch nicht danach an. Aber vielleicht ändert sich das ja noch. Immerhin habe ich in den letzten Wochen viel lesen können und ein bisschen davon möchte ich gerne teilen.