Vernetztes Leben und Denken

Ausschnitt aus der astronomischen Uhr in der Lübecker Marienkirche

Wir navigieren mit Hilfe eines Sextanten durch die unbekannten Grenzgebiete des sozialen Universums, das sich aus bestehenden Beziehungen zusammensetzt – fast jeder neue Mensch, dem wir begegnen, ist über mehrere Ecken mit jemandem verbunden, den wir bereits kennen. Doch ab und zu passieren völlig unvorhergesehene Dinge, um uns daran zu erinnern, dass all unsere Entscheidungen und Versuche, die Welt zu kontrollieren, letztlich reine Illusion sind, denn tatsächlich wird die Welt vom Zufall beherrscht.

Maria Popova: Findungen, Diogenes Verlag, Zürich 2020, S. 296

Maria Popova (Gründerin von https://www.brainpickings.org/) erzählt in ihrem Buch „Findungen“ die Lebensgeschichten von Menschen, die mehr als vier Jahrhunderte in Wissenschaft, Kultur und Kunst Außerordentliches geleistet haben.

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Märchenhaft, multiperspektivisch und vielschichtig

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Ob das von mir fotografierte säulenähnliche Grünobjekt tatsächlich ein Machandelbaum (vulgo: Wacholder) ist, möchte ich nicht beschwören. Aber in Verbindung mit dem blühenden Flieder ist er auf jeden Fall hübsch …

„Alles, was geschehen kann, ist auch in Machandel geschehen.“

Ein gutes Motto für einen Roman, der über vierzig Jahre Geschichte und Geschichten erzählt. Machandel – das ist der Titel von Regina Scheers Roman, den ich eigentlich schon lange lesen wollte. Mich fasziniert die Frage des Erinnerns und das Nachdenken darüber, wie verdrängte und verschwiegene Erinnerungen das Weiterleben beeinflussen. Und genau diese Fragen stellt sich auch Regina Scheer in ihrem Roman „Machandel“, in dem sie einen Familiengeschichten-Bogen von den 1930er Jahren bis in die 1990er Jahre spannt.

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12 von 12 – die Zweite

Das Märzbuch war eine Empfehlung einer Buchhändlerin, die mit großer Begeisterung von „ihrem“ Buch sprach. Das hat mich neugierig gemacht und eines kann ich vorneweg sagen: Es hat sich gelohnt.

Heiraten ohne den Partner oder die Partnerin zu kennen, geschweige denn ihn oder sie berührt zu haben. Eine völlig absurde Vorstellung. In ihrem Buch „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“ beschreibt die Autorin Eve Harris eine solche Verbindung: Die 19jährige Chani Kaufmann und der angehende Rabbiner Baruch Levy, die beide in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in London leben, werden heiraten. Doch so einfach ist es nicht: Viele Regeln müssen befolgt werden, um ein gottgefälliges Leben führen zu können und Chani und ihr zukünftiger Mann müssen erst einmal herausfinden, was Ehe und Glück überhaupt bedeuten. Ob sie gemeinsam glücklich werden können, hängt von vielen Faktoren ab. Immerhin sind sie schon vier Mal gemeinsam ausgegangen. Chani stammt aus einer nicht sehr wohlhabenden, traditionellen Familie und hat noch sieben Schwestern, sie ist nicht nur hübsch und intelligent, sie hat auch ganz eigene Vorstellungen von ihrer Zukunft. All das verbessert ihre Aussichten auf dem hart umkämpften jüdisch-orthodoxen Heiratsmarkt nicht gerade. Und ob Baruch, der aus einer wohlhabenden Familie stammt, die nicht gerade glücklich darüber ist, dass sich ihr Sohn gerade zu Chani hingezogen fühlt, der Richtige ist, steht noch längst nicht fest.

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